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Die kleine Waldmaus und der frühe Frühling

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Die kleine Waldmaus und der frühe Frühling

„Frühling ist’s“, sagte Opa Maus.
Frühling? Endlich! Wieselflink sauste die kleine Maus aus der Schlafhöhle. Den Frühling wolle sie kennen lernen.
Sie kletterte auf den großen Stein, der über dem Höhleneingang aufragte, und rief:
„Hallo, Frühling! Hier bin ich! Hier!“
Der Frühling aber antwortete nicht. Niemand antwortete. Nach allen Seiten sah sich die kleine Waldmaus um. Da war niemand. Es war still im Wald. Still und einsam. Wo war er, der Frühling? Und wo steckten die Freunde vom letzten Sommer?
„Hallo!“, rief die kleine Maus wieder. „Schlaft ihr noch?“
Die kleine Waldmaus war enttäuscht. Von frischem Grün, Kräutern, Beeren und Blütenwiesen hatte sie geträumt. Davon aber konnte sie an diesem Frühlingstag nichts entdecken. Es war auch nicht hell und sommerwarm in dieser Frühlingswelt. Nein, kalt war es, besonders im Schatten. Und Schatten gab es viel im Wald. Die Sonne schickte ihre Strahlen nämlich nur hier und da als kleine Pünktchen auf den Waldboden hinab.
Brrr! Die kleine Waldmaus zitterte. Sie war enttäuscht und sie fror.
„Den Frühling habe ich mir anders vorgestellt“, murmelte sie.
„Wie anders, kleine Maus?“, fragte da ein Stimmchen über ihr.
Die kleine Maus blickte auf. Das Eichhörnchen war’s, das in der Waldkiefer saß und an einem Kiefernzapfen naschte.
„Du bist da? Wie schön!“, rief sie. „Hast du gut geschlafen in diesem Winter?“
„Ich war viel unterwegs im Wald zu meinen Futterverstecken“, antwortete das Eichhörnchen. „Der Hunger hat mich immer wieder aufgeweckt. Du bist früh unterwegs, kleine Maus. Der Winter ist noch in der Nähe. Er streitet sich mit dem frühen Frühling.“
Der Winter stritt sich mit dem Frühling?
„Ist es deshalb so kalt in unserem Wald?“, fragte die kleine Waldmaus.
„Das kann man so sagen. Aber jeden Tag nun werden die Schatten kleiner. Bald wird es in unserem Wald hell und warm sein.“
Das Eichhörnchen beugte sich ein wenig hinab und mit einem Plumps fiel der Kiefernzapfen zu Boden. „Ich muss weiter, kleine Maus. Gehe in deine Höhle und warte noch zwei oder drei Tage. Es können auch sieben oder acht oder elf oder zwölf sein. Wir sehen uns bald wieder.“
Es machte einen Satz, sprang auf den Ast des nächsten Baumes und weiter und weiter von Baumkrone zu Baumkrone, bis die kleine Waldmaus das Rascheln seiner Sprünge nicht mehr hören konnte.
„Bald kommt er wieder, mein Freund“, murmelte sie. „Ich werde da sein und alle Freunde sind es dann bestimmt auch. Jetzt aber bin ich hungrig.“
Und schnell futterte die kleine Waldmaus ein paar Kiefernkerne, die ihr das Eichhörnchen mit dem Kiefernzapfen geschenkt hatte. Dann huschte sie unter den trockenen Herbstblättern, die den Waldboden bedeckten, zur Mäusehöhle zurück.
© Elke Bräunling

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